sudden change

Zentrum für Aktuelle Kunst, Zitadelle Spandau, Berlin 2019, Ausstellung »Geordnete Verhältnisse«, Kurator: Ralf Hartmann

14-Kanal Audio-, 6-Kanal Videoinstallation, Lautsprecherfeld von 14 Lautsprechern, 5 Video Monitore, ein Video Beamer, Kabel, Abspielgeräte

 

Die Video-Klanginstallation »sudden change« greift den Festungscharakter der Zitadelle Spandau auf, ihre räumlich hörbare Abgrenzung nach außen und ihre Kontrollfunktion. Sie überführt die akustischen/visuellen Ereignissen außerhalb der Mauern in Fragmenten neugeordnet in den Innenraum.

Aufbau: Eine Anordnung von 14 kleinen Lautsprechern, Kabeln und Audio-Abspielgeräten im Ausstellungsraum erinnert an eine militärische Formation. Sie spannt ein akustisches Feld auf, in dem Abfolgen von Klängen von Lautsprecher zu Lautsprecher wandern. Zu hören sind bearbeitete Vor-Ort Aufnahmen, die außerhalb der Mauern um die Zitadelle aufgezeichnet wurden. 5 Videofilme auf Monitoren zeigen das Making-Of dieser Ton-Aufnahmen. Eine weiterer Videofilm zeigt den Blick über die Mauern spiegelverkehrt an die Wand projiziert.

Ausstellungstext »Geordnete Verhältnisse« (Ralf Hartmann): Die Menschen und die Dinge ihrer Lebenswirklichkeit begegnen sich in Verhältnissen, die von Ordnungen, Systemen und Klassifizierungen geprägt sind. Sie bieten Sicherheit und ermöglichen kalkulierbare Orientierung in nahezu allen individuellen wie sozialen Zusammenhängen und Räumen. Sobald jene Ordnungen gestört werden, entsteht ein Potenzial der Unsicherheit und führt zu einer neuen, bisweilen ebenso befreienden wie bedrohlichen Wahrnehmung unserer Umwelt.
Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung arbeiten mit gleichermaßen einfachen wie subtilen Störungen und Umkehrungen unserer selbst entwickelten Systeme: Blicke gerinnen zu Bildern, äußere Klänge definieren plötzlich den Innenraum und die sichere Maßstäblichkeit unserer Lebensverhältnisse geht in sich auflösenden Raumkonzeptionen verloren. Aus solchen, mitunter nur minimalen Veränderungen und Verschiebungen entstehen Irritationen, entwickelt sich eine neue Wahrnehmung. Vormals geordnete Verhältnisse hinterlassen offene Symbiosen, durchlässige Membranen und diffizile Gesellschaften, die die Betrachtenden zur kritischen Hinterfragung eigener Erwartungshaltungen und zur Neudefinition der jeweiligen subjektiven Standpunkte einladen.


©dyffort & driesch