Gewinn

ehemaliger Friedhof der Martini Gemeinde, 2017, täglich von 0.00 - 24.00 Uhr

Ausstellung klangstaetten stadtklaenge 2017, Kurator: Ulrich Eller, Dr. Anne Mueller von der Hagen / Allgemeiner Konsumverein Braunschweig

21 Steuereinheiten an 21 Bäumen, eine Steuereinheit besteht aus einem oder zwei Piezo-Lautsprechern, einem Akku, und einem selbst entwickelten Steuergerät, 15 Holzpodeste

 

Das Gelände des ehemaligen Friedhofes der Martini Gemeinde ist umgeben von unterschiedlichen städtischen Institutionen. Neben den Stadtgeräuschen dringen tagsüber von allen Seiten aus die Stimmen und Rufe der Schüler auf das Friedhofsgelände, dazwischen die Anweisungen der betreuenden Personen, auch rhythmische Geräusche von Spielplatzgeräten und das Aufschlagen der Bälle vom Bolzplatz. In bestimmten zeitlichen Abständen sind werktags die Pausenklingeln der Schulen zu hören, die Geräusche der heraus drängenden Schülerinnen, die nach der Pause wieder verstummen, wenn sie in ihren Klassenräumen verschwinden. Während BesucherInnen des Friedhofsgeländes auf den Bänken verweilen, wird außerhalb gelernt, sich auf das Leben vorbereitet, Prüfungen absolviert, Tore geschossen, Spiele gewonnen und verloren.
Während von den Driesch | Dyffort dem städtischen Leben außerhalb des Friedhofs zuhörten, stellte sich bei ihnen ein Nachdenken über die eigene Lebensgestaltung ein, mit der Frage nach der Relevanz von Zeitplänen, Pflichten und Erwartungen und deren Erfüllung. Die Klanginstallation »Gewinn« greift diesen Gedanken akustisch und visuell auf. Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis zwischen dem eigenen Empfinden von Zeit und vorgegebenen Zeitstrukturen mit Messung und effektiver Nutzung. Aus kleinen Piezo-Lautsprechern, installiert an mehreren Bäumen innerhalb des Friedhofsgeländes ist leises Ticken zu hören, zu Beginn im gleichen Tempo. Über die Ausstellungszeit driftet dieses immer mehr auseinander, so dass durch die Überlagerung der feinen Tick-Geräusche und ihren Pausierungen nicht nachvollziehbare ungeordnete Rhythmen entstehen. Das leise »Ticken« mischt sich mit den Umgebungsgeräuschen. Durch seine signifikante elektronische Erzeugung hebt es sich aber auch akustisch ab, wirkt wie ein Echolot in die unmittelbare Umgebung und regt diese zum Widerhall an. Inmitten der Wiese, umgeben von den Tick- und Stadtgeräuschen sind 15 Sitzobjekte positioniert. Sie entsprechen in ihren Maßen einem typischen Siegerpodest: erster, zweiter und dritter Platz. Nebeneinander lässt sich die Rangordnung an den Höhen erkennen, hier in der Installation nicht mehr unmittelbar. Von Weitem wirken die abgestellten Podeste eher wie verstreute Spielsteine. Nur die signifikanten Maße und die schemenhaft erkennbaren Zahlen 1, 2, 3 lassen an gewonnene und verlorene Wettbewerbe denken.


©dyffort & driesch