Das Gelände des ehemaligen Friedhofes
der Martini Gemeinde ist umgeben von unterschiedlichen städtischen
Institutionen. Neben den Stadtgeräuschen dringen tagsüber von
allen Seiten aus die Stimmen und Rufe der Schüler auf das Friedhofsgelände,
dazwischen die Anweisungen der betreuenden Personen, auch rhythmische
Geräusche von Spielplatzgeräten und das Aufschlagen der Bälle
vom Bolzplatz. In bestimmten zeitlichen Abständen sind werktags die
Pausenklingeln der Schulen zu hören, die Geräusche der heraus
drängenden Schülerinnen, die nach der Pause wieder verstummen,
wenn sie in ihren Klassenräumen verschwinden. Während BesucherInnen
des Friedhofsgeländes auf den Bänken verweilen, wird außerhalb
gelernt, sich auf das Leben vorbereitet, Prüfungen absolviert, Tore
geschossen, Spiele gewonnen und verloren.
Während von den Driesch | Dyffort dem städtischen Leben außerhalb
des Friedhofs zuhörten, stellte sich bei ihnen ein Nachdenken über
die eigene Lebensgestaltung ein, mit der Frage nach der Relevanz von Zeitplänen,
Pflichten und Erwartungen und deren Erfüllung. Die Klanginstallation
»Gewinn« greift diesen Gedanken akustisch und visuell auf.
Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis zwischen dem eigenen Empfinden
von Zeit und vorgegebenen Zeitstrukturen mit Messung und effektiver Nutzung.
Aus kleinen Piezo-Lautsprechern, installiert an mehreren Bäumen innerhalb
des Friedhofsgeländes ist leises Ticken zu hören, zu Beginn
im gleichen Tempo. Über die Ausstellungszeit driftet dieses immer
mehr auseinander, so dass durch die Überlagerung der feinen Tick-Geräusche
und ihren Pausierungen nicht nachvollziehbare ungeordnete Rhythmen entstehen.
Das leise »Ticken« mischt sich mit den Umgebungsgeräuschen.
Durch seine signifikante elektronische Erzeugung hebt es sich aber auch
akustisch ab, wirkt wie ein Echolot in die unmittelbare Umgebung und regt
diese zum Widerhall an. Inmitten der Wiese, umgeben von den Tick- und
Stadtgeräuschen sind 15 Sitzobjekte positioniert. Sie entsprechen
in ihren Maßen einem typischen Siegerpodest: erster, zweiter und
dritter Platz. Nebeneinander lässt sich die Rangordnung an den Höhen
erkennen, hier in der Installation nicht mehr unmittelbar. Von Weitem
wirken die abgestellten Podeste eher wie verstreute Spielsteine. Nur die
signifikanten Maße und die schemenhaft erkennbaren Zahlen 1, 2,
3 lassen an gewonnene und verlorene Wettbewerbe denken.
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