Bei dem Bau und Umbau des Hamburger Bahnhofs zum Museum für Gegenwart
wurde der Erweiterungsplan des Architekten Josef Paul Kleihues, eine 2.
Große Galerie auf der linken Seite des Gebäudes aufzubauen,
nicht ausgeführt. Dieser Bereich des Gebäudeensembles wirkt
heute im architektonischen Zusammenhang wie ein Überbleibsel, ein
Fragment. In ihm sichtbar vorhanden sind die verschiedenen Bauvorhaben
aus unterschiedlichen Zeiten, unter anderem die Struktur des ehemaligen
Bahnhofes, die Architektur des jetzigen Museums und der Übergang
zu den neuen Ausstellungshallen. Das Atelier für Architektur, atelier
le balto, hat an dieser Stelle einen Garten gestaltet “woistdergarten?
- Der Tafel-Garten”, der unter Verwendung verschiedener Materialien
wie Holz, Wasser, Pflanzen, Schlacke, Sand und Schienen diese architektonischen
Strukturen aufgreift.
Mit ihrer Klanginstallation Punktierter Garten - Punktiertes Fragment greifen
Jens-Uwe Dyffort und Roswitha von den Driesch in Bezug zum Garten des
ateliers le balto die räumlichen Strukturen des Ortes auf und erweitern
sie in einen zeitlichen akustischen Klangraum. 68 kleine Piezolautsprecher
sind an beiden gegenüberliegenden, alten Mauern des ehemaligen Bahnhofes
installiert. Deren Anordnung oben und unten ist angelehnt an die Gliederung
des Mauerwerkes, der Vorsprünge und Einlässe. Die Lautsprecher
werden über elektrische Impulse zum Klicken gebracht. Sie regen die
Umgebung zum Widerhall an und verstärken so die Empfindung für
den umgebenden Raum und repräsentieren ein sich selbst anstoßendes
und entwickelndes System, das langsam anschwellend die architektonischen
Richtungen aufgreift. Einzelne akustische Prozesse mit unterschiedlichen
Rhythmen, die autonom agieren, regen sich gegenseitig an und schaukeln
sich über die Zeit hoch. Sich in verschiedene Richtungen bewegende
Klangmuster sind zu hören, die sich nach und nach so überlagern,
dass die einzelnen Richtungen nicht mehr unterscheidbar sind und räumlich
verteilt, orientierungslos anmuten. Die sich anhäufenden feinen Klickgeräusche
mischen sich mit Geräuschen der Stadt, mit den Schritten der umherstreifenden
Besucher, bis sie eine akustische Dichte erreicht haben, die dann abrupt
verstummt. Zu hören sind die Autos, die Menschen auf dem Parkplatz,
die Zuhörer im Garten, Vögel und entfernt das Brummen der Stadt.
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