Als "Punktierte Umgebungen" bezeichnen Roswitha von den Driesch
und Jens-Uwe Dyffort eine Serie von Klanginstallationen, in der sie Orte
durch das behutsame Hinzufügen von Klängen interpretieren, um
sie so neuen Wahrnehmungs- und Deutungsformen zu öffnen. Die Sensibilisierung
für die Eigenheiten eines Ortes, für seine Geschichte und Funktion
und die Hervorhebung von verborgenen, oft auch vergessenen Bedeutungsschichten
sind zentrale Topoi dieser Werke. Der Begriff "Punktierung"
bezieht sich sowohl auf die bildnerische wie auf die musikalische Komposition.
Knopfgroße, schwarze Piezo-Lautsprecher — häufig entlang
der Linienführung gegebener Architekturen installiert — bilden
punktuelle, optische wie akustische Markierungen. In der Arbeit "Punktiertes
Ufer" für den Großen Garten in Herrenhausen sind sie
auf ca. 400 m Länge an den Stämmen der am Rand der östlichen
Graft stehenden Bäume angebracht — je drei Lautsprecher pro
Baum. Zu hören sind rhythmische Folgen aus leisen Klickgeräuschen.
Die repetitiven Impulse sind rein elektronisch erzeugt, erinnern jedoch
an Geräusche von Insekten oder Vögeln. Musikalisch greifen sie
formale Prinzipien der barocken Gartengestaltung auf. Bogenförmige
rhythmische Figuren (schnell — langsam — schnell) verweisen
auf die strenge Symmetrie der Gesamtanlage; kurze, den Weg entlanglaufende
Akzente auf die Linearität der Allee. Von der natürlichen Umgebung,
der Wasser- und Rasenfläche reflektiert, mischen sich die rhythmischen
Gestalten und fügen sich als künstlerisch kommentierende Schicht
subtil in die Rhythmen der Umwelt ein. (Markus Steffens)
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